Auf einen Toten mehr oder weniger kam es auch nicht mehr an

In "Der grüne Kakadu" bringt das Theater Fanferlüsch die Zeit der Französischen Revolution auf die Bühne. (Foto: Rudolf Flentje)

In „Der grüne Kakadu“ bringt das Theater Fanferlüsch die Zeit der Französischen Revolution auf die Bühne. (Foto: Rudolf Flentje)

Kritik der Braunschweiger Zeitung
vom 18.11.2002
von Charles Benecke
zum Stück „Der grüne Kakadu und Schreie in der Nacht„:

 

15-jähriges Bühnenjubiläum: Theater Fanferlüsch bedankt sich bei Publikum

In der ausverkauften „Brücke“ hatte das Doppel-Programm des Theaters Fanferlüsch mit den Stücken „Der grüne Kakadu“ (Arthur Schnitzler) und „Schreie in der Nacht“ (Helmut Heinemann) Premiere.


[…] Sein Revolutionsdrama „Der grüne Kakadu“ hat der Arzt und Dichter Schnitzler in der gleichnamigen Kneipe des Wirts Prospere angesiedelt, um in dem brodelnden Gästegemenge aus Adeligen und Bürgerlichen mit dem geschulten Blick des ärztlichen Diagnostikers in den Dialogen und Monologen der turbulenten Kneipenhandlung Einblicke in psychologische und soziale Strukturen seiner Protagonisten geben zu können. Deren Befindlichkeiten stehen symbolisch für den Aufstand der Massen vor den Toren des kleinen „Welttheaters“ Kneipe.

Immerhin schreibt man den 14. Juli 1789 und gerade stürmt das Volk die gehasste Bastille von Paris, was später zum Verzicht des Adels auf alle Privilegien und zur Schreckensherrschaft der Jakobiner führt.

Während also draußen der Mob tobt (Geräusche Malte Krug, Nikolai Radke), parliert der blasierte und dekadente Adel beim Zechen ungerührt über amouröse Abenteuer und allerlei Banales, hat also auch im Untergang noch Haltung, während der leidenschaftliche und fanatische Schwärmer Henri (Florian Henk) diese bald verliert, und zum makaberen Höhepunkt einen Adligen ermordet. Doch auf einen Toten mehr oder weniger kommt es wohl auch nicht mehr an, denn mit den Adligen verlassen zum Schluss auch die Prostituierten und Gauner das Lokal, während sie „Freiheit, Freiheit“ skandieren.

Markus Wiegand (Regie) hat das Stück in historisierenden Kostümen mit Liebe zum Detail und komischen Elementen trefflich inszeniert, und alle Darsteller des funktionierenden Kollektivs sind mit komödiantischer Verve bei der Sache.
Nach Herzenslust chargieren dürfen die Akteure in der umwerfend komischen Courths-Mahler-Persiflage „Schreie in der Nacht“ (Regie: Markus Wiegand), in der Carsten Schrödter mit süffisantem Behagen als Erzähler fungiert.

Das Publikum war mit Recht begeistert.

Weitere Vorstellungen…

(c) Archiv Braunschweiger Zeitung vom 18.11.2002

veröffentlicht am von fanferluesch