Zwei zänkische Taifune im öden Ehebett

Kritik der Braunschweiger Zeitung
vom 21.11.2006
von Aneka Schult
zum Stück „Schlafzimmergäste„:

 

Die Theatergruppe Fanferlüsch als Ayckbourns „Schlafzimmergäste“ in der Brücke

Alle Verstrickungen geschehen im Bett. Zumindest in Alan Ayckbourns Stück „Die Schlafzimmergäste„. Dabei geht es nur bedingt um Unzucht und Sex. Großbritanniens populärster Gegenwartsdramatiker wagt lüsterne Blicke in den intimsten Bereich, und findet – das Chaos. Tragisch-komische Betriebsamkeit, aufgeführt von der Theatergruppe Fanferlüsch in der „Brücke“.

Puschen und sexy Nylons

Drei Betten nehmen den Bühnenraum ein. Im ersten leidet Jammerlappen Nick (Volker Wolf) mit Muskelzerrung vor sich hin. Zum Ärger seiner Frau Jan (Nicole Holzhauser), die nun allein auf die Party von Kate (Martina Knust) und Malcolm (Carsten Schrödter) geht, das sich in Bommelpuschen, sexy Nylons und wehendem Satin kindisch neckt.

Derweil zelebriert das dritte Schlafgemach die öde Ehe – mit Streifenpyjama, Beauty-Maske und Alltagstrott. Bis Deliah (Bettine Schulz) dem Gatten Ernest (Stefan Damm) vorschlägt, mal was Verrücktes zu tun: Sardinen auf Toast im Bett. Wegen der verhunzten Party weht ein anderer Wind durch die Federn. Die zwei zänkischen Taifune Susannah (Claudia Wäsch) und Trevor (Christian Löchte).

Die Inszenierung von Stefan Damm und Carsten Schrödter kam nur schwer in Fahrt, die Einsätze der Bettnachbarn holperten, das Spiel wurde gebremst durch den Gleichklang der Sätze. Doch allmählich zog das an Situationskomik reiche Stück die Akteure in seinen Bann. Zunehmend leicht schmiss man sich die Bälle zu und improvisierte auch schon mal geschickt. Die Publikumslacher stimulierten.

Geliebte Furie

Reizvoll ist, dass Darsteller verschiedenster Berufe und Studienrichtungen sich durch die skurrilsten Szenen jagen. Das bringt den Figuren eine schräge Doppelbödigkeit gibt. Publikumsliebling ist Susannah, die Furie, die sich selbst meditativ zügeln muss, um nicht völlig durchzudrehen.

Die brave Überlegtheit von Deliah kehrt sich in Komik, wenn Sie ihren trotteligen Mann des Bettes verweist und die Contenance verliert, als Susannah einen neuen Rappel kriegt. Eine alltagsnahe Farce, mit Witz und Verve gespielt.

 

 

veröffentlicht am von fanferluesch