Keine Angst vorm schwarzen Abt

Kritik der Braunschweiger Zeitung
Von Ute Steffens
20.Januar 2017

Das Theater Fanferlüsch huldigt im Roten Saal alten Edgar-Wallace-Filmen.
Man nehme einen englischen Landsitz, Lords und Ladies, Spuk, Geldgier, eine Spur Wahnsinn und natürlich mindestens einen Mord – und schon hat man den Stoff, aus dem die Edgar-Wallace- Streifen der 1960er Jahre sind. Dies sind auch die Zutaten der Bühnenfassung der Wallace-Verfilmung „Der schwarze Abt“, die die Theatergruppe „Fanferlüsch“ im Roten Saal des Schlosses zeigt.

Bild Der Schwarze Abt BZ

Der Sage nach bewacht ein mysteriöser Abt in der Ruine einer englischen Abtei einen Schatz und tötet jeden, der seinem Geist begegnet. Der junge Adlige Harry (Henry Walczyk) ist besessen davon, diesen Schatz zu finden. Er ist verlobt mit Leslie Gine (Annika Blendermann), deren Onkel Lord Arthur (Christopher Duwenkamp) bei Wetten auch ihr Vermögen an seine Mitarbeiterin Fabriana Gilder (Bettine Schulz) verloren hat. Diese wiederum erpresst den Anwalt mit seinen seiner Spielsucht geschuldeten Machenschaften.
Die Handlung enthält also all das, was einen Wallace-Film seinerzeit ausmachte: Das Klischee eines britisch-aristokratischen Milieus, dunkle Geheimnisse, intrigante Machenschaften, Obsessionen und natürlich ein Gespenst. Die Inszenierung spielt damit, dass dies aus heutiger Sicht manchmal eher unfreiwillig komisch wirkt. Sie ist ganz bewusst gespickt mit Anspielungen auf die heute schon kultige Machart ihrer historischen Vorlage.
So ist bereits die Anfangsmusik von Malte Krug der Erkennungsmusik der Wallace-Filme nach empfunden, und die in Schwarz, Grau und Weiß gehaltenen Kostüme sowie das gleichfarbige Bühnenbild rufen unweigerlich Assoziationen an einen Schwarz -Weiß-Film hervor. Dadurch, sowie durch Running Gags und pointierte Übertreibungen wird die Inszenierung ins Genre einer unterhaltsamen Krimikomödie katapultiert – ohne dabei jedoch in billigen Klamauk abzudriften.
Den Darstellern gelingt es, ihren Dialogen Leben einzuhauchen und der manchmal ein wenig schleppenden Handlung so immer wieder Tempo zu verleihen. Hervorzuheben sind vielleicht der einwenig schmierige Anwalt und Vermögensverwalter (Duwenkamp) in weißem Anzug, Rüschenhemd und weißen Schuhen sowie der etwas tölpelhafte, vor kurzem noch degradierte Kommissar (Christian Löchte).
Gemordet wird zwar erst im zweiten Akt, doch die Spannung speist sich ebenso aus den verwirrenden Verwandtschaftsverhältnissen, den Biographien der Akteure, ihren Verschrobenheiten, Heiratsplänen und Liaisons.
Ihr Verhalten ist es, das die wirklich spannenden Fragen aufwirft: Warum sind die Zwillingsbrüder Harry und Richard so unterschiedlich? Wer ist wie mit wem verwandt? Am Ende bleibt nichts, wie es anfangs schien, und das zu verfolgen, ist mindestens so aufregend wie die Suche nach dem Mörder. Begeisterter Applaus.
Weitere Aufführungen gibt es am 28. Januar und am 17., 18. und 25. Februar jeweils um 20 Uhr sowie am 29.Januar, 16 Uhr. Karten für 12, ermäßigt 8 Euro gibt es an der Abendkasse und unter Telefon (0531) 12 5712.

veröffentlicht am von fanferluesch