Irrwitzige Episoden in einem Hotel – voll schräger Typen

Kritik der Braunschweiger Zeitung
vom 01.12.2009
von Harald Hilpert
zum Stück „London Suite„:

 

Mächtig bedrohlich beginnt gleich die erste von vier Geschichten im Episodenstück „London Suite“ des US-Boulevard-Dramatikers Neil Simon. Alle spielen in einem Hotel-Appartement gleichen Namens. Gleich zu Beginn der Inszenierung des Braunschweiger „Theater Fanferlüsch“, die am Sonntag im Roten Saal des Schlosses Premiere feierte, hält also der weltfremde Schriftsteller Brian seinem betrügerischen Agenten Billy einen Revolver an die Stirn. Hin und her schwappt die krude Streit ums Geld, bis der whiskyberauschte Autor mit der monetengefüllten Aktentasche des Agenten triumphierend das Weite sucht.

Reichlich bizarr erscheinen auch die übrigen Geschichten. Eine Tochter versucht ihre von einer Schuhkauf-Manie befallene Mutter mit einem permanent hüstelnden Allergiker zu verkuppeln. Eine mondäne Schauspielerin trifft nach Jahren ihren Ehemann wieder, der sich in einen krebskranken Bildhauer verliebt hat, für den er das Mitleid und das Geld der Gattin gewinnen will. Und schließlich ist da eine egozentrische Autorin, die von vier allerdings witzig gespielten Journalisten in die Enge getrieben wird.

Regisseur Florian Henk hat die zum Teil zynischen Dialogsituationen im kargen Bühnenbild von Stefan Damm und Christian Löchte in der sprecherischen Qualität präzise in Szene gesetzt. Das zehnköpfige Ensemble versucht, dem bissig gemeinten Humor des Autors mokante Präsenz einzuhauchen, was allerdings nur phasenweise gelingt. Dennoch nahm das Publikum einzelne Situationsknaller freudig auf.

veröffentlicht am von fanferluesch