Herrliche Mantel- und Degenszenen vom Theater Fanferlüsch im Peiner Forum mit sparsamer Requisite malerisch umgesetzt

Foto: Bode

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Kritik der Peiner Nachrichten
vom 11.05.1999
von Nadine Walter
zum Stück „Die drei Musketiere„:

 

Gekonnte Laienaufführung der Musketiere litt an heftiger Überlänge

„Einer für alle, alle für einen“. Unter diesem Motto wurden jetzt die Klingen gekreuzt. Das Stück um Macht, Liebe und Intrigen von Alexandre Dumas wurde im Peiner Forum vom Theater Fanferlüsch aus Braunschweig bühnentauglich gemacht.

Die Geschichte, schon des öfteren verfilmt, müßte allseits bekannt sein. Für die wenigen Unwissenden jedoch noch einmal in Kürze:
Der lang gehegte Wunsch d’Artagnans geht in Paris nun endlich in Erfüllung. Dort wird er dank seines fechterischen Könnens und seines losen Mundwerks in die Garde der Musketiere aufgenommen. Diese so tapferen und ehrbaren Gesellen vertreiben sich ihre Zeit, wenn sie sich nicht gerade ein Duell liefern, indem sie Frauen nachstellen. Haben sie beim anderen Geschlecht jedoch keinen Erfolg, kann es auch schon einmal vorkommen, daß sie zu tief ins Glas schauen.

Kaum in dem Verein, steht auch schon das erste Abenteuer an. Der Gascogner muß sich mit dem Komplott Lady de Winters herumschlagen. Dieser Dame wurde einst die französische Lilie eingebrannt, ein Zeichen für einen zum Tode Verurteilen, jedoch war sie zu dieser Zeit noch lammfromm und hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Mittlerweile jedoch macht sie ihrem Brandmal alle Ehre und tötet mal hier mal da jemanden.
Unser Musketier entdeckt schließlich die Lilie und ist fortan nicht mehr sicher. Ein weiterer Mann weiß von ihrem düsteren Geheimnis. Dank der Umstände treffen die beiden schließlich aufeinander. Es handelt sich bei dem Mann jedoch um Athos, einen Musketier mit Leib und Seele. Schließlich siegt die Berufsehre über die Liebe, denn bei der ominösen Dame handelt es sich um seine ehemalige Frau.

Mittlerweile hat sich Lady de Winter jedoch an einigen Mirden die Finger schmutzig gemacht, unter anderem auch an der Geliebten d’Artagnans. So kann es für sie keine Gnade geben. Im Einvernehmen mit den anderen Musketieren wird sie zum Tode verurteilt.

Dem 25köpfigen Ensemble war kaum anzumerken, daß es sich bei ihnen um Laienschauspieler handelte. Nach kurzer Eingewöhnungsphase hätten die Darsteller jedem professionellen Schauspieler Konkurrenz gemacht, besonders die drei Musketiere und ihr Neuzugang überzeugten. So schien es, als hätten sie nie etwas anderes gemacht, als sich mit ihren Feinden zu schlagen.

Aber nicht nur das Können begeisterte, auch die Kostüme waren im klassischen Rennaissancestil gehalten, wobei besonders das Kleid von Lady de Winter bestach.Obwohl bei der Aufführung auf auf jegliches Bühnenbild verzichtet worden war, schafften es die Mimen, ihre Zuschauer in die Zeit der Mäntel und Degen zurück zu versetzen. Die Stimmung der damaligen Zeit zu vermittlen, brauchte es außer den Kostümen nur einiger weniger Requisiten, wie etwa eines Tisches und ein paar Stühlen.

Einziges Defizit war die Dauer des Stückes. So fiel es vielen Zuschauern nach mehr als drei Stunden sehr schwer, sich voll dem Geschehen auf der Bühne zu widmen. Es wäre eine wirklich gelungene Inszenierung, würde man die ein oder andere Szene verkürzen. Spätestens nach der Pause wurden die Leichen auf der Bühne gezählt, um dem Ende näher zu kommen.

c) Peiner Nachrichten vom 11.05.1999

veröffentlicht am von fanferluesch