Ein Millionär aus Versehen

Kritik der Braunschweiger Zeitung
vom 05.12.2007
von Harald Hilpert
zum Stück „Drei Männer im Schnee„:

 

Die Theatergruppe „Fanferlüsch“ spielte die Komödie „Drei Männer im Schnee“ nach Erich Kästner

Ein Telefonanruf, der unfreiwillig unterbrochen wird und daher nicht vollständig den Adressaten erreicht, ist der Moment, der den Ulk auslöst. Millionärstochter Hilde setzt die alles verwirrende Komikmechanik in Gang. Erich Kästner hat sie in seinem Roman „Drei Männer im Schnee“ konstruiert, und Charles Lewinsky hat sie für Film und Boulevard-Bühne erfolgreich bearbeitet.

Dreh- und Angelpunkt ist die Idee des millionenschweren Geheimrats Tobler. In seinem Wunsch, das Leben armer Leute zu studieren, droht er die Hierarchien in einem Luxus-Hotel auf den Kopf zu stellen.

Und weil das Publikum von vornherein über die Verwechslungsautomatik informiert ist, amüsiert es sich wie Bolle, wenn die verwickelten Situationen sich potenzieren.

Auf dieses Pfund setzen die zehn Akteure des Amateur-Theaters Fanferlüsch mit engagierter Spielfreude. Die Regisseure Carsten Schrödter und Daniela Wilke spielen die zentralen Rollen des Geheimrats Tobler und der Haushälterin Kunkel selber.

Nur einer blickt bis zum Schluss nicht durch: Der arbeitslose Werbefachmann Dr. Hagedorn. Er hat in einem Preisausschreiben der Firma Tobler den ersten Preis gewonnen: einen zehntägigen Aufenthalt in einem Toblerschen Luxushotel. Den zweiten Preis hat sich der Firmenchef selber zugeschanzt, um inkognito zu seiner Beobachtungstour reisen zu können.

Dass die beiden nun verwechselt werden, macht das Salz in der Komödiensuppe aus und bereitet dem von Stefan Damm herrlich verkorkst gespielten Diener Johann heftigste Sorgen. Und weil die Hoteldirektion einschließlich des überdrehten Portiers Polter (Christian Opel) trotz Telefonwarnung nicht weiß, wer wer ist, kommt es zu Komplikationen.

Tobler muss im kalten Dachstübchen nächtigen, und Hagedorn (Christian Löchte) ahnt nicht, dass er insgeheim für den Besitzer der Nobelherberge gehalten wird.

Zum Happy-End verliebt er sich in Toblers Tochter Hilde (Nicole Holzhauser). Das können auch die beiden Nobel-Miezen (Bettine Schulz und Antje Schwekendiek) nicht verhindern.

Insgesamt ein witziger Boulevard-Abend, den man im zweiten Teil hätte noch mächtig verknappen können, denn wenn alle Missverständnisse bekannt sind, wird das Geschehen doch zähflüssig. Trotzdem frenetischer Beifall.

veröffentlicht am von fanferluesch