Die Musketiere fechten, trinken und lieben

Der eitle Ludwig XIII. (Thorsten Bruch) läßt sich von seinen Zofen nachschminken. (Foto: Klaus Lehmann)

Der eitle Ludwig XIII. (Thorsten Bruch) läßt sich von seinen Zofen nachschminken.
(Foto: Klaus Lehmann)

Kritik der Peiner Allgemeinen Zeitung
vom 11.05.1999
von Donata Hardenberg
zum Stück „Die drei Musketiere„:

 

Unschlagbar sind Athos, Porthos und Aramis mit der Unterstützung des jungen d’Artagnan noch immer, immer und jetzt auch auf der Bühne. Die langhaarigen und spitzbärtigen Musketiere fechten, umwerben leidenschaftlich die Frauen, betrinken sich in aller Freundschaft und kämpfen „einer für alle und alle für einen“. Währenddessen hat die Frauenwelt nichts besseres zu tun, als Geld für ihre prachtvollen Roben auszugeben, Intrigen zu schmieden und sich mehr oder weniger glücklich zu verlieben.

Vorbild der Inszenierung ist Alexandre Dumas‘ Roman „Die drei Musketiere„, wenn auch vom Braunschweiger Theater „Fanferlüsch“ Schwerpunkte gesetzt wurden. Die Geschichte um Liebe, Macht, Verrat und Intrige ist zwar noch die gleiche, geht aber stärker auf die Lebensumstände und Gedankenwelt der Menschen in der damaligen Zeit ein. Vor allem die Lebensweise am französischen Hof wird nicht nur durch die nahezu perfekt imitierte Kleidung und adelige Blässe beleuchtet, sondern vielmher durch einen albern eitlen und verwöhnten Ludwig XIII. der lieber für sein Porträt auf einem Strohpferd posiert, als sich um Staatsgeschäfte zu kümmern.
Thorsten Bruch wirkt in der Rolle des selbstgefälligen Königs sehr überzeugend, wedelt mit gespreizten Fingern Staub und Untergebene hinfort, betrachtet sich im Spiegel so kritisch wie Frauen es sonst nur vor einer wichtigen Vrabredung tun und verzieht seinen Mund wie ein schmollendes Kind, wenn etwas nicht in seinem Sinne verläuft. Kardinal Richelieu hingegen wirkt geradezu dämonisch in seiner rot-schwarzen Kluft und seinem gönnerhaften Blick, das genaue Gegenteil des jungenhaften Helden d’Artagnan, der als „Unschuld vom Lande“ alle Frauenherzen gewinnt und couragiert für Gerechtigkeit kämpft. David Löttel verkörpert in ihm die liebenswerte Mischung aus unbedarftem Bauerntölpel und gewitztem Hitzkopf mit Herz.
Athos, Porthos und Aramis heben bei rauhen Kneipengesprächen das Sittengamälde der Zeit hervor, es wird zu jeder Frau leichtfertig von Liebe gesprochen, die dann auch alle bereitwillig mit den Augen klimpern und sich küssen lassen. Liebesszenen gibt es in der Inszenierung fast so viele wie Kriegsszenen, auch mit romantischer Musikuntermalung, aber meistens enden sie entweder durch eine Unterbrechung oder wirken völlig unromantisch durch die gequälte Mine, aufgerissene Augen und den übertrieben gespitzten Kußmund d’Artagnans.
Am Ende sterben nicht nur die Bösen, so daß ein Hauch von Wehmut zu spüren ist, aber man hat trotzdem das Gefühl, es gehe weiter, als warten noch Abenteuer auf die vier Musketiere. Auf jeden Fall eine gelungene Inszenierung mit anzüglichem und rauhem Humor, Spannung und Romantik, die durch Bühnenbild, Köstüme und vor allem durch die gut durchdachte Rollenverteilung noch unterstützt wird.

Der laute Applaus war wohlverdient.

c) Peine Allgemeine Zeitung vom 11.05.1999

veröffentlicht am von fanferluesch