Kritik der Braunschweiger Zeitung
vom 18.12.2012
von Harald Hilpert
zu „25 Jahre Theater Fanferlüsch“:
25 Jahre Theater Fanferlüsch: Amateurgruppe spielt im Jubiläumsjahr zwei Einakter – Premiere im Schloss
Auf der Bühne rechts und links massenhaft Sektflaschen und ein kauziger Butler, der verzweifelt versucht, diese zu öffnen. Dazu gesellt sich ein smarter, aber höllisch aufgeregter Bankdirektor, der offensichtlich seine Festtagsrede nicht auf Reihe hat.
Hektische Atmosphäre von vornherein. Genau wie vor der Feier eines Jubiläums. Das Theater Fanferlüsch hat zu seinem eigenen Jubiläum den Einakter „Das Jubiläum“ von Anton Tschechow einstudiert, ihn lautstark überspitzt und mit viel Tempo auf die Bühne des „Roten Saals“ im Schloss zur Aufführung gebracht.
Zum Inhalt: Im Sekundentakt spitzt sich Chaotisches in der Firma für Global Solutions zu. Besonders wenn die Direktor-Gattin, mitteilungswütig ohne Punkt und Komma Geschichtchen erzählt oder wenn eine aufdringliche Bittstellerin des Bankiers dessen Schwäche für Frauen auszunutzen droht.
Temperamentvolle Figuren spielen eine derart tumultisch wirbelnde Betriebsamkeit heraus, dass man die Schlusspointe mit den per Beamer an die weißen Rückwände geworfenen Pelzkappentypen nicht mehr so recht einzuordnen vermag.
Der Regisseur (Nicolai Radke) hat im Bühnenbild von Wera Wahrendorf mit seinen Darstellern (Malte Krug, Christian Löchte, Bettine Schulz, Nicole Holzhauser) eine einfallsreich gedrechselte Situationskomik in Szene gesetzt, die beim Premieren-Publikum begeisterte Aufnahme fand.
Auch der zweite Einakter „Schreie in der Nacht 2012“ von Helmut Heinemann ließ schon vom Titel her launige Satire in Reinkultur vermuten. Zwei Kerzenleuchter signalisieren die mysteriöse Schlossatmosphäre derer zu Felsenstein. Ein verschrobener Schreiberling erzählt in vordergründiger Courths-Mahler-Manier die mordslustige Geschichte der blaublütigen Familie. Aufgereiht wie auf einer Perlenkette sitzen die Darsteller auf der Bühne und treten jeweils nur in der für sie entsprechenden Situation als Figur mimisch, gestisch und sprecherisch szenisch aufs witzige Komödiantenpedal.
Die alte Gräfin wird ermordet aufgefunden, und Gustav der Chauffeur, der in die Zofe Hertha verliebt ist, wird nun verdächtigt.
Die mysteriösen Konstellationen des Mordmotivs verdichten sich auf immer wieder neue Weise. Man merkt es dem vielköpfigen Ensemble unter der Regie von Markus Wiegand deutlich an, mit welcher Lust es durch das Überspitzen und Aufbauschen der jeweiligen Rollen die skurrile Szenerie vorantreibt.
Besonders Gustav (Henry Walczyk) und Volker Wolf als verdrehter Diener Johann haben zahlreiche überraschende Höhepunkte, die nicht nur am Schluss beim Happy-End, sondern schon zwischendurch für verdienten Szenenapplaus sorgten.