Viel Humor und wenig Horror

(FOTO_ David Taylor)

(FOTO_ David Taylor)

Kritik der Braunschweiger Zeitung
vom 24.11.2003
von Marc Halupczok
zum Stück „Das zweite Gesicht„:

 

Premiere von „Das zweite Gesicht“ in der Brücke

Das Kriminalstück „Das zweite Gesicht“ des Braunschweiger Autors Markus Wiegand wurde jetzt in der Brücke uraufgeführt. Die Darsteller des Theater Fanferlüsch gaben sich dabei so englisch wie möglich.
Ort: England, kurz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Zutaten: eine verstümmelte Leiche, zwei kauzige Polizisten und das Gutshaus Kamblehall, in dem sich nicht nur Geister, sondern auch noch viele verdächtige Individuen aufhalten.

Die Jagt auf den Mörder ist eröffnet. Da hätten wir zum Beispiel Adam Hartmann (gespielt von Tim Pommorin), den deutschen Cousin der ermordeten Julia Freemont. Ein zwielichtiger Zeitgenosse. Doch auch Nervenarzt Dr. Eden scheint in jeglicher Hinsicht nicht ganz sauber. Die beiden Schwestern Lady Sarah und Mary Kamble sind so undurchsichtig wie englischer Nebel und Lord Anthony Ames gilt von der ersten Minute an als das personifizierte Böse. Aber ist er auch der Täter? Der brummige Inspektor Wilkenson und sein Azubi George Price hingegen sind die Prototypen der dusseligen Ermittler, die mehr mit sich selbst als mit dem Fall beschäftigt sind. Price zieht sogar seine liebestolle Tante Lydia Chloris hinzu, doch auch sie tappt vorerst im Dunkeln.

Dem Premierenpublikum ergeht es da nicht besser. In der Pause hat jeder einen anderen Mörder auf dem Zettel. Neben der Vorlage sind dafür die Laiendarsteller vom Theater Fanferlüsch verantwortlich. Martina Knust und Tim Pommorin, aber auch alle anderen liefern eine beeindruckende Leistung ab.

Der geschichtliche Aspekt, der im Stück immer mal wieder anklingt, wirkt ein wenig bemüht. „Das zweite Gesicht“ ist gelungene Unterhaltung, Punkt. Wiegand vermischt sämtliche Klischees des Krimigenres mit ein bisschen Horror und viel Humor.

Weitere Vorstellungen…

(c) Archiv Braunschweiger Zeitung vom 24.11.2003

veröffentlicht am von fanferluesch