Uni-Theater: Gespenster bringt man nicht so leicht um

Artikel der Braunschweiger Zeitung
vom 17.11.2005
von Nicole Holzhauser
zum Stück „Das Gespenst von Canterville„:

 

Gruppe „Fanferlüsch“ lädt zu Vorstellungen ein – Bei den Proben kam sogar die Polizei.

Das Uni-Theater Fanferlüsch spielt am Wochenende „Das Gespenst von Canterville“ von Markus Wiegand nach Oscar Wilde im Kulturinstitut „Die Brücke“. Ein Besuch bei den Proben.

Ein lautes Poltern schallt durch den großen Saal im Braunschweiger Grotriangebäude: Mit grimmigem Gesichtsausdruck springt Florian Bock mit einem Spitzholz bewaffnet auf zwei Stühle. Der Politikstudent will den hilflos auf dem Tisch liegenden Carsten Schrödter pfählen. Dabei rutscht er ab und fällt – in schallendes Gelächter.

Ein Duell mit Schwertern

Sonst schreiben Studenten hier still Klausuren, anders montags und mittwochs: „Dann proben wir“, sagt Grafikdesigner Carsten. „Die Studenten vom Gebäude gegenüber wundern sich sicher schon, warum wir uns hier anschreien oder uns mit Schwertern duellieren“, mutmaßt Stefan Damm, der einen Physikprofessor und Familienvater spielt.

Die Polizei war auch schon da: „Bei den Proben zu den drei Musketieren haben wir einen Ehekrach geprobt, plötzlich kamen zwei Beamte rein“, erinnern sich Stefan und Carsten, die zurzeit Markus Wiegand bei der Regie vertreten.

„Also noch mal“, fordert Stefan. Die amerikanischen Brüder, William und John, wollen das Gespenst Sir Simon (Carsten) umbringen, weil sie es für einen Vampir halten. Aber das ist nicht so leicht.

Doch von vorn: Ellie Waters, Haushälterin auf dem englischen Schloss Canterville, ist genervt. Die neuen amerikanischen Mieter sind da: „Ich werde mich weigern, Hamburger zuzubereiten.“ Butler Benson beschwichtigt sie und beruhigt sich selbst: „Das wird niemand von dir verlangen – hoffentlich.“

Für Benson ist seine Frau so etwas wie „der Mensch gewordene Alptraum“, ganz anders für Volker Wolf. Der Informatiker steht mit Lehrerin Sonja Wolf auf der Bühne: „Wir haben beide in Braunschweig studiert, sind uns beim Theater an der Uni begegnet und haben gerade geheiratet. Jetzt spielen wir ein schrulliges Butler-Ehepaar.“ „Ihr sitzt auf einer romantischen Bank im Park“, erklärt Stefan die nächste Szene. „Diese Schulstühle und die bekritzelte Tafel, ich schmelze dahin“, feixt Martina Knust. Die ehemalige Biologie-Studentin spielt Virginia, Tochter der Familie.

Thema der Diplomarbeit

Was Theater spielen im Kopf auslöst, erklärt Doktorand Florian Henk alias George: „Ich wusste aus eigener Erfahrung, dass Theaterspielen Spaß macht. Die Frage, ob sich das wissenschaftlich belegen lässt, ging mir nicht aus dem Kopf.“

Der Psychologe machte sein Hobby zur Diplomarbeit: Die Gruppe stand Florian als Versuchskaninchen zur Seite. Die gelungene Studie belegt: Theaterspielen ist intensiv, spannend und macht großen Spaß.

veröffentlicht am von fanferluesch