Diese Fassung des Klassikers von Oscar Wilde beginnt mit den historischen Begebnissen im Jahre 1575. In dieser ersten Szene lebt Eleonore, die geliebte Frau des Sir Simon, noch als Herrin auf Schloß Canterville. Ihren Gatten liebt und verehrt sie, die sein Kind im Leibe trägt, ebenfalls, er ist aber rasend eifersüchtig und in seiner Wut dann „nicht mehr bei sich“. Sein Freund und Waffenbruder Sir Geoffrey, dem Sir Simon leider mehr vertraut als seiner Frau, intrigiert gegen Eleonore. Sie hat ihn mehrfach abgewiesen, und diese Schmach kann der stolze Lord nicht verwinden. Sir Simon glaubt der Lüge, das Kind in Eleonores Bauch sei nicht von ihm, sondern von Sir Geoffrey. Rasend vor Wut stösst er seiner Frau vor dem Kamin im Schloß ein Schwert in den Bauch – der Blutfleck wird nie mehr verschwinden. Sir Simon ist nun verdammt, als Gespenst Nacht fr Nacht auf Schloß Canterville zu erscheinen.
Doch sein cleverer Nachfahre Lord Canterville schafft es dennoch, das Haus zu vermieten, mitsamt dem Personal Benson und Ellie, die demütig und ängstlich dem Gespenst dienen, um seinem Zorn zu entgehen, der bisher jeden Käufer den Kopf gekostet hat. Familie Otis aus Amerika ist aber ziemlich abgebrüht im Umgang mit Gespenstern und lässt sich nicht so leicht irritieren. Allerdings behandeln die halbwüchsigen Söhne das Gespenst als einen Vampir, den sie wie, der amerikanische Film sie lehrte, zu pfählen versuchen. Sir Simon ist erbost ob dieser Ignoranz und erscheint fortan nur noch Virginia, für die er nach dem ersten Mordversuch Sympathie zu entwickeln beginnt. Doch Virginia schenkt ihr Herz ausgerechnet dem Nachfahre des Mannes, der für sein qualvolles Nicht-Sterben-Können verantwortlich war – sie verliebt sich in den jungen Lord de Malvosin. Dieser läuft auch im Jahre 1999 immer mit einem Schwert bewaffnet herum, weil er ständig mit der Rache des Gespenstes rechnet, die dem Spuk laut einer Prophezeiung endlich ein Ende machen soll und Sir Simon den friedvollen Tod bringen kann.
Doch schließlich ist es Virginia, die ihren Geliebten George rettet und Sir Simon zu seinem Seelenfrieden verhilft.
Zum Stück
Die prosaische Vorlage für unser Stück stammt aus der zweiten Hälfte des 19ten Jahrhunderts. Sehr bald stellt sich die Frage: Wie aktuell ist Oscar Wildes Gespenstergeschichte heute noch?
Kern der Geschichte ist neben romantischen und burlesken Passagen, der Gesellschaftskonflikt: Aufgeklärte Menschen der Jetzt-Zeit treffen auf verstaubte Mythen. (Was liegt da näher, als Wildes Novelle 100 Jahre später anzusiedeln?) Das Ehepaar Otis nimmt das Gespenst nicht einen Augenblick lang wahr, Sir Simons Versuche, gegen diese Ignoranz anzugehen, müssen scheitern. Die Zeit der Mythen und Sagen, der Feen und Geister ist längst vorbei, denn:
Höre nur das, was ich höre – und glaube
nur an das, was ich mit diesen Händen
ergreifen kann!“
Buch und Regie | Markus Wiegand |
DIE ENGLÄNDER | |
Sir Simon de Canterville | Carsten Schrödter |
Sir Geoffrey de Malvosin | Torsten Bruch |
Lord Canterville | Stefan Damm |
George de Malvosin | Florian Henk |
Eleonore de Canterville | Alexa Kreisel |
DIE AMERIKANER | |
Virginia Otis | Verena Niesmann |
Mr. Otis | Malte Krug |
Mrs. Otis | Petra Beeken |
John Otis | Nikolai Radke |
William Otis | Tobias Tank |
DAS PERSONAL | |
Benson Waters | Volker Wolf |
Elli Waters | Sonja Masbaum |
Ann | Nina Besenthal |
Alice | Christina Klingebiel |
Schwertkampfchoreografie | Carsten Schröder |
Musik, Kompositionenund Audioeffekte | Malte Krug |
Lichttechnik | Christoph Schnerch |
Szenenfotos
Pressestimmen
Mittelalter trifft auf Fun-Generation
Kritik der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung vom 05.03.2001 zum Stück „Das Gespenst von Canterville“: Geistvolle Inszenierung: Oscar Wildes Komödie „Gespenst von Canterville“ in der Kulturfabrik HILDESHEIM. „Ich glaube nur an das, was ich mit diesen beiden Händen ergreifen kann!“ Und doch begeht Sir Simon de Canterville die Unvorsichtigkeit, seinem liebesgekränkten Freund mehr Glauben zu schenken als der Treue seiner eigenen Frau. Ein fataler Fehler mit ungeahnten Folgen, denn rasend vor Eifersucht, ermordet er sein geliebtes Weib und muss fortan als ruheloser Geist … →
Publikum bejubelte die Uraufführung der Komödie „Das Gespenst von Canterville“
Kritik der Braunschweiger Zeitung vom 08.01.2001 von Charles Benecke zum Stück „Das Gespenst von Canterville„: Turbulent, aber mit Zwischentönen Am Ende hielt es Ministerpräsident Sigmar Gabriel nicht mehr auf dem Sitz: Wie das gesamte Premierenpublikum beklatschte er stehend die Komödie „Das Gespenst von Canterville“ in der ausverkauften „Brücke“. Frei nach einer Vorlage von Oscar Wilde schrieb der Braunschweiger Autor Markus Wiegand die Komödie, die in seiner Regie am Samstag mit der Theatergruppe „Fanferlüsch“ als Uraufführung ihre Premiere hatte. Auf Schloss Canterville … →