Jagd nach perfekter Mörderin

das_programmKritik der Braunschweiger Zeitung
vom 04.08.2014
von Eva Casper
zum Open-Air-Live-Hörspiel „Das Programm“:

 

Autor Volker Schulz stellte am Samstagabend im Löwengarten „Das Programm“ vor.

Sonnenschein, kühle Getränke und entspannte Gäste – es ist eine friedliche Atmosphäre, in die Volker Schulz mit seinem neuesten Thriller „Das Programm“ an diesem Samstagabend hereinbricht.

Der Autor, der seit 2011 in Braunschweig lebt und unter dem Pseudonym V.S. Gerling schreibt, hat zu einem Live-Hörspiel in den Löwengarten am Prinzenpark geladen. Unterstützt wird er bei seiner Lesung von sechs Schauspielern des Theater Fanferlüsch.

„Das Programm“ ist der erste von insgesamt vier geplanten Titeln um das Ermittlerduo Nicolas Eichborn und Helen Wagner.

Wie jeder gute Kriminalfall beginnt auch dieser erstmal mit jeder Menge Leichen. Das Duo ist einer Mordserie an Frauen auf der Spur, an dessen Tatort der Mörder jedes Mal ein Strauß Blumen und eine Flasche Champagner hinterlässt. Bei ihren Ermittlungen stoßen sie dann auf eine dubiose Scientology-ähnliche Sekte namens New Horizont, bei der alle Opfer Mitglieder waren.

Was zunächst wirkt wie eine simple Racheaktion an abtrünnig gewordenen Mitgliedern, entpuppt sich jedoch später als Ergebnis wissenschaftlicher Experimente zur Bewusstseinskontrolle. Die Tatverdächtige Caroline Stegmann (gesprochen von Antje Müller) wurde offenbar einer Persönlichkeitsspaltung unterzogen, die sie zur perfekten Mörderin werden ließ, die sich an keine Tat mehr erinnern kann.

Autor Volker Schulz beruft sich hier auf reale Experimente zur Bewusstseinskontrolle, die seitens des CIA während des Kalten Krieges an unfreiwilligen Testpersonen durchgeführt wurden. Unter den Decknamen „Mkultra“, „Bluebird“ und „Artischocke“ wurden zum Teil Krankenhauspatienten und Gefängnisinsassen mit Drogen, Chemikalien und Elektroschocks schwer geschädigt und sogar getötet. Selbst ehemalige KZ-Ärzte durften hier ungestört ihrem Tun nachgehen. Filme wie „Der Manchurian Kandidat“ oder „Shutter Island“ haben dieses Kapitel der amerikanischen Geschichte auch verarbeitet.

Perfekte Killermaschinen wie Caroline Stegmann sind dabei jedoch nicht entstanden. Volker Schulz spinnt die Geschichte weiter, lässt die Experimente bis in die Gegenwart weiterlaufen und schafft eine Verbindung zwischen den physischen Methoden der CIA und den psychischen Gehirnwäschen von Scientology.

Das Ganze ist durchaus spannend und teilweise auch mit Witz erzählt. Tatsächlich nimmt die Geschichte am meisten Fahrt auf, als ebenjene Experimente ans Tageslicht treten und Ermittler Nicolas Eichborn sich in das geheime Labor im Truppenstützpunkt Bergen begibt. Und natürlich ist hier auch genau der Punkt, an dem die Lesung endet. Wer das Ende erfahren will, muss das Buch kaufen. Cleverer Marketing-Trick.

Schade ist nur, dass seine Kollegin Helen Wagner (gesprochen von Bettine Schulz) als Charakter auffallend farblos und wenig präsent ist. Volker Schulz dominiert in der Rolle von Nicolas Eichborn so sehr die Handlung, dass man teilweise sogar vergisst, dass es sich eigentlich um ein Ermittlerduo handelt. Aber dem Autor bleiben ja noch mindestens drei weitere Bücher, um dem Charakter der Helen Wagner mehr Farbe zu verleihen.

veröffentlicht am von fanferluesch