Spritzige Dialoge, präzise und pointiert

b_frere_plakatKritik der Braunschweiger Zeitung
vom 19.11.2001
von Charles Benecke
zum Stück „Frere Diabolo„:

 

Nach der gelungenen Spukparodie „Das Gespenst von Canterville“ präsentiert der Braunschweiger Bühnenautor Markus Wiegand mit „Frere Diabolo“ jetzt eine romantische Komödie mit rabenschwarzem Humor, deren Aufführung am Wochenende im ausverkauften Aktionstheater in der Ekbertstraße 14 durch die Theatergruppe „Fanferlüsch“ (Regie:Markus Wiegand) Premiere hatte.

Eigentlich leben die drei Freundinnen Julia (Verena Niesmann), Nina (Claudia Wäsch) und Kathrin (Sonja Masbaum) in Ihrer kleinen WG in bester Freiburger Wohnlage ganz kommod und gedeihlich zusammen – wäre da nicht die herrschsüchtige Frau von Stahl (Daniela Willke), die sich einfallen läßt, die Miete durch einen neuen Mitbewohner der WG zu maximieren. Eine folgenschwere Maßnahme, denn der neue Mitbewohner ist ein getarnter Diener Luzifers und Abgesandter der Hölle – und somit ein Stachel im Fleisch der funktionierenden WG.
Dieser Teufelsbraten Armand (Nikolai Radke) wird von Julia den Freundinnen mangels realer Erfahrungen als fiktiver Freund Paul vorgestellt und hat mit Charme und Heimtücke die Aufgabe zu erfüllen, Julias naive Seele für Luzifer, der mit Gottvater gewettet hat, zu gewinnen.

Doch der lustig französelnde Finsterling Paul, der sich diensteifrig ergeben auf den Boden wirft, wann immer er die Stimme Luzifers aus dem Nichts hört, ist wenig erfolgreich bei Julia, an deren Moral und Naivität alle Versuchungen abprallen.

Dafür erleidet Vermieterin Frau von Stahl einen tödlichen Unfall und wird durch das Fenster nach unten „entsorgt“. Kommentar einer Bewohnerin beim Aufprall: „Das war mein Auto“. Während die robuste Nina den Eindringling resolut ablehnt, kommt ihm die kokette Kathrin dafür so nahe, dass Julia sich von Paul abwendet. Am Ende erleidet Paul das Schicksal der Vermieterin, das wieder nur lapidar mit „das war mein Auto“ kommentiert wird.

Inszeniert ist die turbulente und kurzweilige Handlung in sparsamer, doch spielbarer Dekoration mit humorvollen Gags wie etwa dem Mon-Cherie-Pralinenwunder von der Decke und dem einer Boulevardkomödie gut anstehenden Tempo. Präzise und pointiert kamen die spritzigen Dialoge von den spielfreudigen Schauspielern, und im begeisterten Publikum gab es viele, die sich das Stück nochmals ansehen wollen. Dazu ist am 23. und 24. November, jeweils 20 Uhr, im Aktionstheater wieder Gelegenheit.

(c) Archiv Braunschweiger Zeitung vom 19.11.2001

veröffentlicht am von fanferluesch